Einen Tag bevor wir Cascais wieder verlassen wollen, tobt ein echter Sturm. Hoffentlich ist der bis am nächsten Morgen vorbei.
Am Abend davor staten wir der Crew des Katamarans COFFEE PLACE noch einen Besuch ab. Sie sind am selben Tag wie wir in Les Sables-d’Olonnegestartet und nun auch haben einen ähnlichen Weg (ihr Ziel ist Kroatien). Allerdings sind sie immer ca. einen Tag hinter uns. 😁
Heute konnten wir endlich mal richtig Segeln! Mit um die 20 Knoten Rückenwind gings Richtung Süden.
Der Wind kommt genau von achtern (hinten). Das ist ein wenig gefährlich, da es leicht zu einer Patent-Halse kommen kann. Eine Patent-Halse ist ein ungewolltes Manöver, bei dem der Baum mit voller Wucht von der einen auf die andere Seite geschleudert wird. Nicht selten geht dann ein Mast zu Bruch. Um das zu verhindern verwendet man einen sogenannten Bullenstander. Auf unserem Photo die weiss/blau gestreifte Leine. Sie wird vom Baum nach vorne am Schiff geführt, wenn nicht sogar vorne rum auf die andere Seite. Sie hält den Baum es davon ab ungewollt auf die andere Seite zu schleudern wenn der Wind plötzlich gedreht hat.
Die Fock haben wir ebenfalls gesichert. Die grüne Leine. Sie wird erstens mehr nach aussen gespannt, was mehr Geschwindigkeit bringt und es wird das Schlagen (bei grossen Wellen kommt das oft vor) abgemindert. Diese Einrichtung nennt sich Barberholer bzw. Barber-Hauler.
So eingerichtet gings mit Durchschnittlich 7 Knoten Richtung Gibraltar.
In der Nacht, als wir am Cabo de São Vicente vorbei segeln wollen, nimmt der Wind sogar noch zu. Mit Böenspitzen von 35 Knoten rasen wir quasi durch die stockdunkle Nacht. Zudem kommen noch hohe Kreuzwellen (Wellen von allen Seiten) dazu. Um 3 Uhr in der Früh nehmen wir dann die Segel rein und fahren unter Motor weiter. Eine echt anstrengende Nacht. Aber bereits um 7, als es endlich wieder hell wird, setzen wir erneut die Segel.
Alles gut…
bis Thomas das Grossegel wieder einrollen will, um auf Kurs zu bleiben. Die Leine, die das Grossegel nach unten zieht und auf einer Trommel vorne am Baum aufgerollt ist, springt über diese Trommel hinaus nach vorne und verhederrt sich in der Drehachse. Da ist keine Chance, das
einfach wieder zu entwirren. Also müssen wir den verhedderten Teil abschneiden und irgendwie von der Achse weg kriegen. Dann die verbleibende Leine wieder auf die Trommel aufrollen und durch die Bremskonstruktion zurück auf die Winch führen. Wir haben nicht genau auf die Uhr geschaut, aber schätzungsweise waren wir 2 Stunden damit beschäftigt, dies zu reparieren.
Während dieser Zeit sind wir immer gegen den Wind gefahren, sodass man überhaupt am Segel arbeiten kann. Das war aber auch 2 Stunden Fahrt in die falsche Richtung.
Jetzt heisst es Vollgas wieder nach Süd-Osten. Der Termin in Gibraltar steht fest.
Der Rest des Tages sowie die folgende Nacht sind zum Glück recht ereignislos. Vielleicht zu erwähnen; wir mussten die Segel wieder einholen und unter Motor fahren. Zu wenig und/oder Wind aus der falschen Richtung.
Durch die verkehrsreiche Bucht von Gibraltar kommen wir recht gut durch (ist cool, zwischen den riesen Tankern hindurchzukurven 😇)
und sind um 12:40 an der Tankstelle. Hier tanken wir für den halben Preis …
In Frankreich kostete der Diesel 1,80€, hier nur 93 Cent. Ein Agent holt unsere Papiere ab und macht den ganzen bürokratischen
Kram bez. MWST/Export des Schiffs, Ausklarieren in Spanien und Einklarieren in Gibraltar und wieder Ausklarieren in Gibraltar.
Wir haben den richtigen Zeitpunkt erwischt und gesehen, wie ein Flieger der British Airways direkt neben uns gestartet ist (die Piste führt quer durch den Hafen).
Da es keinen freien Hafenplatz hat, geht’s gleich weiter nach Fuengirola. Das ist 25 km süd-westlich von Málaga. Dort werden wir wieder in Spanien einklarieren, weiter unser Zeug Einräumen/aufräumen/reparieren/montieren und dann auf unseren Besuch aus Appenzell warten .
Und noch die Teilstrecke.